Das Stadtmuseum Schelklingen ist kein Heimatmuseum in herkömmlichem Sinne, sondern eines der kleinsten Spartenmuseen weit um. Es zeigt Ausschnitte aus der Schelklinger Heimatgeschichte, die in Schelklingen eine besondere Ausprägung erfahren haben. Das Museum befindet sich heute im Heilig Geist Spital. Das Gebäude ist in städtischem Besitz und geprägt durch die Mehrfachnutzung als Museum, Stadtarchiv und Töpferei und verfügt über Räume in öffentlicher Nutzung. Die Museumsgesellschaft Schelklingen e.V. ist seit 2000 offiziell mit der fachlichen Leitung des Museums betraut. Der Betrieb des Museum erfolgt paritätisch durch Stadt und Museumsgesellschaft.
Im Gegensatz zu den Museen der größeren Nachbarstädte hat das Stadtmuseum Schelklingen keine lange Tradition, jedoch eine lange Vorgeschichte.
Bereits in der Zeit zwischen 1920 und 1933 sammelten Mitglieder der Ortsgruppe Schelklingen des Schwäbischen Albvereins (SAV), damals einer der mitgliederstärksten Vereine der Stadt, um die Vertrauensleute REIK und ZOLLER Material für ein Heimatbuch und eine heimatgeschichtliche Sammlung.
SAV Schelklingen, Wandergruppe um 1930
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gerieten die Pläne ins Stocken und Josef Zoller gab seinen Posten als Vertrauensmann des SAV 1938 auf. Alle gesammelten Materialien landeten, in große Kisten verpackt, auf dem Dachboden des Hauses Zoller; Fragmente des Entwurfes für ein Heimatbuch überdauerten zwischen persönlichen Unterlagen. Während des Krieges mussten diese Kisten aus Luftschutzgründen in die Schule ausgelagert werden. Am Ende des Krieges, Josef Zoller war 1942 verstorben, wurde die Materialsammlung aus der Schule gestohlen. Viele unersetzliche Zeugnisse der Schelklinger Geschichte gingen dadurch verloren.
Nach dem Krieg war es ab etwa 1952 die Schelklinger Heimatforscherin Gertraud MATSCHAK, die alles Archäologische aufsammelte, was auf den Baustellen der damaligen Zeit zu Tage kam. Darüber hinaus durchforschte sie Höhlen und Freiland im Schelklinger Umland auf geschichtliche Zeugnisse. So kam eine beachtliche Sammlung an archäologischen Fundstücken zusammen. Als Mitte der der 1950er Jahre die Schelklinger Volksschule erweitert wurde, erhielt Frau Matschak die Gelegenheit, in Vitrinen unter der Dachschräge des Filmraumes ihre Funde zu präsentieren. Vor allem die Kinder waren begeistert! Für ein größeres Publikum organisierte Frau Matschak zusammen mit Frau Dr. SEEWALD vom Ulmer Museum Ausstellungen im Saal des Gasthauses „Zur Sonne“.
Eine erneute Erweiterung der Schule bereitete diesem zaghaften Ansatz zu einem Schelklinger Museum ein jähes Ende. Der damalige Bürgermeister Bäuchle und die Mehrheit des Gemeinderates zeigten kein Interesse an Matschak's Sammlung und Museumsplänen. Die Funde wurden in Kisten gepackt und der Familie Matschak „vor die Haustüre gestellt“. In der Folge erhielten verschiedene Interessenten Teile der Sammlung, so die Urspring-Schule und verschiedene Privatpersonen. Nur ein kleiner Teil verblieb im Familienbesitz oder gelangte ans Archäologische Landesmuseum. Damit waren erneut zahlreiche Zeugnisse der Geschichte außerhalb der Stadt zerstreut oder für immer verloren.
Reiner BLUMENTRITT, in archäologischen Dingen ein lernbegieriger Schüler von Gertraud Matschak, musste machtlos mit ansehen, was mit der Sammlung seiner verehrten Lehrmeisterin geschah. Das widersprach völlig seiner Vorstellung von Geschichtsbewusstsein. So etwas durfte kein drittes Mal geschehen. Eine geschichtliche Sammlung, ein Museum, musste über die Gründung eines Vereins in der Stadt verankert werden.
Zusammen mit seinen Freunden Dieter UNGERER, Franz RADE, Dagobert BAUR und Winfried HANOLD, unterstützt durch zahlreiche Schelklinger Bürgerinnen und Bürger, begann er historische Zeugnisse zu sammeln und baute schließlich im damaligen Rathaus II ein erstes kleines Museum auf. Parallel dazu begann ab 1975 eine intensive Zusammenarbeit mit namhaften Archäologen.
Dr. Joachim Hahn und Reiner Blumentritt
Mehrere Sonderausstellungen, nicht zuletzt die Ausstellung „Schelklingen in alten Bildern“ zum Stadtjubiläum 1984, machten die Museumsarbeit bekannt. 1985 gründeten über 50 Schelklinger Bürgerinnen und Bürger die Museumsgesellschaft. Der damalige Schelklinger Bürgermeister, Rudolf STÜTZLE, und der Gemeinderat stellten sich mehrheitlich hinter die Museumspläne. Als mit dem Neubau des Rathauses das alte Rathaus I frei wurde, zog das kleine Museum 1988 in neue, größere Räume um. Parallel dazu setzten Stadt und Verein alles daran, im ehemaligen Spital angemessene Räume für das Museum zu schaffen. Bereits 1993 konnten Stadtmuseum, Museumstöpferei und Stadtarchiv im grundlegend sanierten Spital ihre Arbeit aufnehmen. Die archäologische Abteilung im 1. OG wurde zur Keimzelle des neuen Museums. Zusammen mit Blaubeuren und Munderkingen wurde ein Museumszweckverband gegründet und die Archäologin Anne Scheer mit der systematischen Aufarbeitung und Präsentation der Bestände betraut. Bereits 1998 / 2000 wurden der Vertrag mit Frau Scheer und der Zweckverband wieder aufgelöst. Nun übernahm die Museumsgesellschaft alleine und im Auftrag der Stadt den Ausbau des Museums. 2001 konnte die neu gestaltete Häfnerei-Abteilung der Öffentlichkeit vorgestellt werden. 2005 wollten Teile des Gemeinderats das Museum aus Kostengründen schließen. Dies konnte aber abgewendet werden. Auch der damals amtierende Bürgermeister Michael KNAPP setzte voll auf die erfolgreiche Arbeit der Museumsgesellschaft. 2007 wurde die Keimzelle des Museums, die Archäologie-Abteilung, von Kurt LANGGUTH neu gestaltet. Er war es auch, der zusammen mit Winfried Hanold 2014/15 die neue Geologie-Ausstellung aufbaute, nachdem sich der Gemeinderat bereits 2011 dafür ausgesprochen hatte, das Museum weiter auszubauen. Als nächstes Ziel setzte sich die Museumsgesellschaft nun den Aufbau einer Ausstellungseinheit zur Besiedelungsgeschichte des Schelklinger Tales. Diese Alamannen – Ausstellung wurde im November 2022 eröffnet.