Ulrichskreuz im "Hohle Fels" in Schelklingen
Bei den Ausgrabungen im Schelklinger Hohle Fels wurde 1992 ein Kreuzanhänger gefunden, dessen Ursprung bislang unklar war.
Es handelt sich dabei um ein Exemplar der sogenannten Ulrichskreuze, die als Amulette weite Verbreitung fanden.
Nähere Beschreibung des "Ulrichkreuzes"
Bei den Ausgrabungen im Schelklinger Hohlen Felsen wurde 1992 ein Kreuzanhänger gefunden, dessen Ursprung bislang unklar war. Es handelt sich dabei um ein Exemplar der sogenannten Ulrichskreuze, die als Amulette weite Verbreitung fanden. Da der Hl. Ulrich auch im Raum Ehingen verehrt wurde, soll der Fund im Folgenden etwas näher dargestellt werden.
Die Form des Kreuzes ahmt das Gefäß der Kreuzreliquie im Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg nach. Dort ist auch der Hl. Ulrich (890 - 973), der Bischof von Augsburg, begraben. Ulrich brachte die Kreuzreliquie von einer Romreise mit nach Augsburg. Er soll sie in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die heidnischen Ungarn im Jahre 955 auf der Brust getragen haben, während er sonst unbewaffnet war. Im Schlachtgetümmel erschien ein Engel, der Ulrich ein Siegeskreuz überbrachte. Tatsächlich gelang daraufhin den unter König Otto kämpfenden Truppen der Sieg über die Ungarn - ein in seiner Wirkung auch auf das heutige Europa kaum zu überschätzender Sieg, denn in der Folgezeit wurden die Ungarn sesshaft und schlossen sich der westeuropäischen Kultur an.
Der Schelklinger Kreuzanhänger stammt somit zweifelsohne aus Augsburg. Das gepunzte Schmuckstück zeigt oben die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit, in der Mitte des Kreuzes steht der Hl. Benedikt als Patron des Augsburger Klosters mit den Heiligen Ulrich (links) und Afra (rechts). Alle drei führen ihre Attribute bei sich.
Unter dem Hl. Benedikt befindet sich im Medaillon der sogenannte Benediktussegen. Dieser zeigt in der Umschrift oben zunächst die griechische Abkürzung für den Namen Jesu mit IHS, oder zu deutsch: Jesus, Heiland, Seligmacher. Es folgen dann im Uhrzeigersinn die Buchstaben VRSNSMVSMQLIVB, die eine schöne, lautmalerische Beschwörungsformel ergeben: "Vade retro, satana, numquam suade mihi vana; sunt mala, quae libas, ipse venana bibas." Zu deutsch: "Weiche zurück, Satan, niemals rate mir Eitles; schlecht ist, was Du anbietest, selbst sollst Du die Gifte trinken." Es handelt sich dabei um einen angeblichen Ausspruch Benedikts, mit dem er den Versucher abwehrte.
Im Inneren des Medaillons ist ein Tatzenkreuz, das außen von den Buchstaben CSPB (Crux Sancti Patris Benedicti = das Kreuz des Hl. Vaters Benedikt) begleitet wird. Auf dem Kreuz stehen senkrecht die Buchstaben CSSML - "Crux sacra sit mihi lux", auch dies ein Ausspruch Benedikts: "Das Hl. Kreuz sei mein Licht." Horizontal stehen die Buchstaben NDSMD - "Non draco sit mihi dux", deutsch "Der Drache sei nicht mein Führer."
Ulrichskreuze sind als Wallfahrtsmitbringsel im gesamten süddeutschen Raum und im Elsass stark verbreitet. Der Schelklinger Fund wurde wohl von einem Pilger im Hohlen Felsen verloren. Die Wallfahrt nach Augsburg war nichts Ungewöhnliches, denn die Verbindungen unseres Raumes nach Augsburg sind sehr alt, worauf vor allem die dem Hl. Ulrich geweihten Kirchen in Berg und Urspring, sowie die Schelklinger St. Afra - Kapelle hinweisen.
Ulrichskreuze gibt es in einer Fülle von Ausgestaltungen. Mit der sorgfältigen Gestaltung und der eher seltenen Darstellung der Marienkrönung gehört das Schelklinger Kreuz zu den besseren Exemplaren, obwohl das Material lediglich Bronze ist. Möglicherweise handelt es sich um die Nachbildung eines silbernen Ulrichskreuzes, das für einfachere Pilger auch in Bronze gefertigt wurde. Der Anhängeröse oben zeigt, dass das Kreuz als Amulett genutzt wurde, das am Hals getragen werden konnte, aber auch beispielsweise an die Stalltüre genagelt wurde. Das Ulrichskreuz verfügt mit der Anrufung des Hl. Ulrich und des Hl. Benedikt über eine doppelte Schutzfunktion, denn beide Heilige sind für die Abwehr böser Kräfte zuständig.
Eine Datierung des Kreuzes ist nicht möglich, allerdings dürften die ältesten Ulrichskreuze kaum vor der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Das Schelklinger Kreuz mit der Darstellung der Marienkrönung ist wohl dem 18. Jahrhundert zuzuweisen.